Sag mal, wie läufts so? 30 Jahre Swiss Graphic Designer mit eigenem Atelier und vielen Flausen im Kopf?
Die braucht's manchmal, ja. Es ist schön, mit Gestaltung alt zu werden. Das gibt so Seniorität und Gelassenheit und man sieht viel Schönheit, schätzt sie sehr.
Gibt das auch gute Ideen?
Ich glaube ja. Als junger Grafiker habe ich Gestaltungslösungen gesucht, sehr systematisch. Eigentlich so, wie ein Ingenieur ein Projekt angeht, eher analytisch.
Jetzt?
Durch diese 30 Jahre habe ich ja unzählige solcher Gestaltungsfragen beantwortet, und ich habe das Gefühl, dass jetzt sehr vieles bei mir aus dem Bauch herauskommt.
Intuition?
Damit meinst du wohl all die Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit Gestaltung, Design, Kunst, Farben, Formen, Typografie. Ja, dann ist das vielleicht eine Intuition, die sich da gebildet hat. Böse könnte man auch sagen, man wird mit dem Alter eingefahrener. Dieser Frage bin ich übrigens etwas nachgegangen, denn sie hat mich beschäftigt.
Was hast du herausgefunden?
Ab einem gewissen Alter bildet sich eine sogenannte kristalline Intelligenz. Die steht im Gegensatz zur fluiden Intelligenz, die man in jungen Jahren hat. Fluid, das ist eher problemorientiert. Kristallin, da geht es um die Essenz aus Lernen und Bildung und Fähigkeiten. Du entwickelst eine Art Weisheit, ein Bauchgefühl, eine Intuition. Das finde ich natürlich besser als eingefahren zu sein.
Und jetzt?
Gehe ich feiern. Ich nehme mein Rad und packe eine Zigarre ein, fahre hoch auf den Bürgenstock und paffe da gemütlich und zufrieden ein paar Züge.
Alles in allem gute 30 Jahre?
Oh ja, gern weiter so.
Wir hatten vor fünf Jahren ein Interview zu 25 Jahren. Was war dein Lieblingsprojekt seither?
Da muss ich nicht lange überlegen: das Buch zu 50 Jahren Thermoplan. Und etwas anderes: Ich drechsle viel mehr als früher. Da kommt man auch auf Ideen, die drehen sich im Hinterkopf und wandern dann ganz sachte in den Vorderkopf. Jetzt muss ich aber.
Also, ciao, bis dann.
Ja.
Eins noch: Wie wichtig ist Typografie?
Sehr. Entscheidend.
Ich merke, du willst aufs Velo.
Ja.
Danke und tschüss!
>> Ja.
Also, wo hast du sie versteckt, diese 25 Jahre Kommunikation, Werbung und Design?
Schau, all diese alten Laufwerke da. In dieser Kiste hat es sogar noch Floppys. Etwas werberisch könnte ich sagen: Diese ganzen Jahre packen sich als Knowhow in alles, was ich gestalte. Logos, Websites, Inserate, Broschüren, Signaletik.
Hört sich sehr gut an. Aber dann versteckst du gar nichts?
Nein, ich will ja die Anliegen meiner Kunden in die Welt tragen. Ganz individuell, immer ein Original.
Aber dein Kolkrabe, er versteckt Sachen, das tun die doch so gern?
Äh, nein. Und es ist eine sie, Josy, seit Anfang dabei. Und obwohl sie ja präpariert ist, habe ich manchmal den Eindruck, sie tänzelt, wenn ich mit einer Arbeit besonders zufrieden bin.
Und wie feierst du dein 25-Jahr-Jubiläum?
Einen Tag mache ich frei, am 1. Mai, den Tag des Handelsregistereintrags 1995. Aber wahrscheinlich feiere ich auch da eher mit Arbeit, das ist ein Glück, es ist wunderschön.
Also, zurück zur Arbeit?
>> Ja, gern.